Grau vor Angst?

Hände weg von unseriösen Anlagen!

 

 

Gräfelfing - Nicht gerade wenige Zeitgenossen zeichnen sich zwar durch Intelligenz beim Gelderwerb aus, sind aber in Puncto Geldanlage von Dummheit geschlagen. Vor allem die EURO-Einführung hat viele Anleger in die Arme von Kapital-Anlagegesellschaften getrieben. Doch der "graue" Kapitalmarkt ist für unbedarfte Geldanleger höchst gefährlich.

 

Der EURO kommt - und keiner merkt's! Tatsächlich warnen Experten eindringlich davor, wegen der Währungs-Umstellung in Panik zu verfallen.

 

Doch unseriöse Kapitalanlage-Gesellschaften sahen und sehen im EURO-Start ihre Chance: Tausende Geldanleger dürften in den vergangenen Wochen und Monaten auf dubiose Offerten hereingefallen sein, Tausende werden folgen. Der Jahreswechsel 1998/99 - für den grauen Kapitalmarkt wahrlich ein Anlaß, mit Champagner auf bombige Geschäftsabschlüsse anzustoßen.

 

"Grau" ist dieser Kapitalmarkt, weil er sich staatlicher Kontrollen nahezu völlig entzieht. Der Anleger ist hier auf sein eigenes Anlage-Know-how angewiesen. Die Profis unter den unseriösen Kapitalanlage-Gesellschaften wissen das und bieten im Grunde immer die gleichen vier Formen der Kapitalanlage an:

 

Diamanten

 

Den Anlegern werden Diamanten verkauft, die in einer Folie verschweißt und mit einem Gutachten versehen sind. Nach einer gewissen Zeit sollen die Edelsteine an den Verkäufer zurückverkauft werden können - mit entsprechendem Gewinn, versteht sich. Dies jedoch nur, wenn die Folie ungeöffnet blieb.

 

Geöffnet oder nicht - natürlich nimmt der Verkäufer den Diamanten nicht zurück! Bringt ihn der betrogene Geldanleger zum Juwelier, bescheinigt dieser jenem den Wert des Klunkers - bestenfalls fünf bis zehn Prozent des ursprünglichen Preises!

 

Bankgarantie-Geschäfte

 

Die Masche läuft seit mindestens 1992, und immer wieder neue Opfer verfangen sich in ihr. Dabei verspricht der Betrüger dem Anleger "bankgarantierte" Renditen von 60 und mehr Prozent im Jahr. De facto verliert der Anleger jedoch sein Geld, denn grundsätzlich gibt es keinen Handel mit Bankgarantie.

 

Termingeschäfte

 

Hier werden die berühmt-berüchtigten "Schweinebäuche" angeboten. Man handelt also mit Waren beziehungsweise Rohstoffen. Dabei wird auf bestimmte Preise zu vorgegebenen Terminen spekuliert - zu einem Großteil also reine Glückssache! Selbst wenn der Geschäftemacher seriös sein sollte, ist es mit den realen Gewinnerwartungen nicht weit her: Zum einen kann sich auch mal ein Experte verspekulieren, zum anderen werden Gebühren bis zu 50 Prozent des Kapitaleinsatzes kassiert.

 

 

Time-Sharing

 

Hier werden vor allem Anteile an Ferienwohnungen beziehungsweise Wohnrechte verkauft. Weil sich's anbietet, geschieht das oft direkt vor Ort, also in den Feriengebieten. Fast unglaublich, aber auch sonst ganz nüchtern handelnde Menschen fallen in fehlgeleiteter Urlaubs-Euphorie auf die Angebote herein. Unbedarft kaufen sie entweder viel zu teure Immobilien-Anteile oder gar Häuser beziehungsweise Grundstücke, die den "Verkäufern" überhaupt nicht gehören.

 

Andere Varianten auf dem grauen Kapitalmarkt sind unter anderem der Handel mit Grundschulden, "Die berühmte "Nigeria-Connection" (Erdölfelder-Deals) und Festgeldanlagen mit hohen Zinsen. Wer auf solche Angebote hereingefallen ist, sollte sofort einen Rechtsanwalt aufsuchen. Eventuell empfiehlt sich auch das Gespräch mit dem Steuerberater, vor allem wenn das Anlagekapital "Schwarzgeld" ist.

 

In rechtlicher Hinsicht gibt es verschiedenen Möglichkeiten, um sein Vermögen zurückzubekommen, zum Beispiel den Widerruf nach dem Haustür-Widerrufsgesetz.

 

Grundsätzlich sollten Geneppte aber schnell handeln, denn "graues" Geld hat die unangenehme Eigenschaft, sich ruck, zuck zu verflüchtigen!

 

 

Herbert Wild